Freitag, 18. September 2015

Rezension: "Nebelkind" von Emelie Schepp

"Verstörend" und "verwirrend" sind die Adjektive, die meine Eindrücke nach dem Lesen des Buches "Nebelkind" von Emelie Schepp beschreiben.

Der Thriller wurde erst im Eigenverlag veröffentlicht, bis er ein Bestseller wurde und die Aufmerksamkeit der Verlage bekam. Die Übersetzung wurde in zahlreiche Länder verkauft, das Buch liegt jetzt erstmals auch auf Deutsch vor. Zuvor veröffentlichte Schepp ein Theaterstück und zwei Drehbücher.

Die Grundidee zeigt sich schon im Klappentext: "Die Staatsanwältin Jana Berzelius wird bei einem spektakulären Fall hinzugezogen: Ein Mann wurde erschossen – die Hinweise verdichten sich, dass die Tat von einem Kind begangen wurde.

Dann taucht die Leiche eines Jungen an der schwedischen Küste auf. Seine Fingerabdrücke passen zu jenen des Tatorts, doch warum sollte ein Kind einen Mord begehen?

Während die Ermittler im Dunkeln tappen, ermittelt Jana auf eigene Faust. Denn der Junge, der das Wort 'Thanatos' als Narbe im Genick trägt, hat ein Geheimnis, das nur Jana kennt: Auch ihr Genick ziert der Name einer Todesgottheit, und nun setzt sie alles daran, herauszufinden, warum."

Von Anfang an weiß die geneigte Leserin also, dass Berzelius irgendetwas mit dem Mord an einem leitenden Mitarbeiter des Amtes für Migration und dem Tod eines Jungen zu tun hat - nur was? Es geht um Drogen- und Menschenhandel und um Mord, und Schepp lässt die Leserin mitten in die Handlung springen, mit dem Fund des Ermordeten durch seine Ehefrau.

Mit Berzelius zusammen ermitteln Henrik Bolin und Mia Bolander. Vor allem zwischen Bolander und Berzelius kommt es permanent zu Spannungen, deren Ursache unklar ist. Sicher ist nur, dass Bolander ein Problem mit dem Reichtum anderer hat, und Berzelius ist wohlhabend.

Überhaupt: Die Protagonisten bleiben ein wenig hölzern, grob gezeichnet, und ich frage mich, was das unglückliche Familienleben Bolins oder die Alkoholsucht und Geldprobleme Bolanders mit der Handlung zu tun haben. Aus letzterem hätte man was machen können, eine käufliche Polizistin zum Beispiel, aber es wird nur erwähnt, bringt die Handlung nicht voran. Zum Ausgleich sind dann manche Wendungen und Entwicklungen nicht ganz nachvollziehbar.  

Ganz aufgeklärt wird der Hintergrund des Verbrechens meiner Meinung nach aber nicht, denn zumindest bei mir blieben am Schluss noch viele Fragezeichen übrig: Wer steckte denn nun eigentlich hinter dem Menschenhandel? Was hat Berzelius Adoptivvater damit zu tun? Weiß er von ihrer Vorgeschichte?

Vielleicht klärt Schepp das im zweiten Buch, an dem sie gerade arbeitet auf, aber ich denke, dafür wäre auch auf den 445 Seiten von "Nebelkind" Platz gewesen. So jedenfalls ließ mich das Buch ein wenig ratlos zurück.

Fazit: "Nebelkind" ist ein düsterer skandinavischer Thriller mit vielen Schwächen.

Verlagsangaben zum Buch: Emelie Schepp: Nebelkind / Thriller / Originaltitel: Märkta for livet / Aus dem Schwedischen von Annika Krummacher / Deutsche Erstausgabe / Taschenbuch / 448 Seiten / ISBN: 978-3-7341-0069-7 / € 9,99 / Verlag: Blanvalet

Hier geht's zur Leseprobe, und hier gibt es ein Interview mit der Autorin.

Danke an Blanvalet und Blogg dein Buch für das Rezensionsexemplar.

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