Montag, 12. September 2016

Ausgelesen: Bücher im August 2016

Den Lesemonat begann ich mit einer Neuentdeckung: Der Reihe um Aurora Teagarden, einer Bibliothekarin aus der Kleinstadt Lawrenceton in Georgia. Im Original erschienen die Bücher von Charlaine Harris schon in den 1990er Jahren, was man ihnen gelegentlich anmerkt. Seit 2011 erscheinen die Bücher auf Deutsch.

Zum Ausleihen von "Echte Morde"* hat mich zuerst der ungewöhnliche Name der Protagonistin bewogen, dann die Handlung. Beim Treffen ihres Clubs "Echte Morde", in dem sich zwölf Krimifans mit berühmten oder ungelösten Kriminalfällen beschäftigen, findet Teagarden die Leiche eines der Mitglieder.

Sie erkennt den Modus Operandi als genau den wieder, um den sich das Treffen drehen sollte – und muss plötzlich tatsächlich ermitteln. Der Mörder findet derweil weitere Opfer, jeweils im Stil eines anderen historischen Verbrechens, bis schließlich Roe selbst zur Zielscheibe wird. In dem ganzen Durcheinander hat sie plötzlich zwei Verehrer - der Tod scheint ihr dahinsiechendes Sozialleben wiederbelebt zu haben, eine Ironie, die der nachdenklichen Heldin nicht entgeht.

Der erste Band gefiel mir so gut, dass mir gleich die anderen Bänder auf den eBook-Reader lud - bis auf den zweiten. Auf dessen Freiwerden in der Onleihe warte ich nun sehnlich, um die Reihe fortsetzen zu können.

Literarisch ging's dann an den Chiemsee - mit unserem Jahresurlaub hatte sich auch unser Urlaubsziel verschoben, denn im Wunschhotel in der Wunschgegend war für den geänderten Termin nichts mehr frei.

Da Vorbereitung alles ist, erstaunt ich erst mal den Marco-Polo-Reiseführer Chiemgau*, merkte aber zu spät, dass wir den schon im Regal haben, weil wir ja sonst im Berchtesgadener Land urlauben und es dafür bei Marco Polo keinen eigenen Reiseführer gibt. Egal, so habe ich dann eben auch die aktuelle Auflage.

Wo ich schon beim Reiseführerkauf war, erstand ich auch noch "111 Orte im Chiemgau, die man gesehen haben muss"*. Dem ersten Blick nach zu urteilen, könnte da die eine oder andere interessante Örtlichkeit drin sein, aber richtig lesen werde ich das Buch wohl erst im Urlaub, wenn wir überlegen, was wir unternehmen wollen.

Da unser Hotel über eine Bibliothek verfügt und mit einem Garten, der sich besonders gut für das Lesen von Chiemgaukrimis eigne, wirbt, guckte ich mal, was es in der Onleihe so gibt.

Zuerst las ich "Krautkiller"* von Michael Gerwien*, den achten Band der Max-Raintaler-Reihe. Exkommissar und jetziger Privatdetektiv Raintaler besucht seinen kurenden Freund, Hauptkommissar Wurmdobler, am Chiemsee, als die halbe Küchenmannschaft des herrlich gelegenen Chiemgauer Seehofs in Bad Endorf auf grausame Weise umgebracht wird. Hotelchefin Maria Hochfellner beauftragt Raintaler mit der Aufklärung des mehr als rätselhaften Falls.

Das Buch bietet neben Lokalkolorit einige kulinarische Tipps, aber insgesamt fand ich es eher langweilig, auch, weil ich schon sehr frühe ahnte, wer der Mörder ist.  Die Erwähnung interessanter Lokalitäten fand ich spannender als den Fall. Im Laufe des Lesens ging mir dann auch auf, dass ich schon mal einen Raintaler-Krimi las, aber mir will partout nicht einfallen, welcher das wohl war. Kurz: Ich werde wohl kein Fan der Reihe.

Wesentlich besser gefiel mir da schon die Reihe um Albin Stocker von Heinz von Wilk*. Die Protagonisten um den Ex-Soldaten Stocker sind einfach herrlich schräg: Stocker will nur in seiner Kneipe "Endstation" Musik machen und kochen, wobei er von Zeno, einem mit bayerischem Burn Outs langzeiterkrankten Polizisten unterstützt wird. Mehr oder minder freiwillig arbeiten sie öfter als es ihnen lieb ist mit dem Münchner Polizisten Zuckerhahn zusammen.

In ihren streng juristisch nicht immer ganz sauberen Geschäften werden sie unterstützt von den Manchester Boys, einer Gruppe englischer Krimineller, die in Spanien lebt. In der Kneipe schwingt dann die von Gin Tonic lebende Nellie das Zepter, die sich zudem neben ihren Frauenproblemen auch noch mit Stammgast Premelmeier, der sich für ein Geschenk an die Frauen hält, herumplagen darf. Hinzu kommt noch Dackel Josef, dessen Schilderung einfach goldig ist.

Ich las die Reihe versehentlich komplett rückwärts, was aber nicht weiter schlimm war, denn alle Fälle sind in sich abgeschlossen. Bei "Chiemsee-Verschwörung"*, dem dritten Band, taucht plötzlich ein verhängnisvolles Notizbuch auf mit lauter Zahlen und Namen mächtiger Banken und Männer. Dann noch diese hübsche Blondine, deren Mann spurlos verschwunden ist und die Stocker um Hilfe bittet. Was bleibt ihm also anderes übrig, als sich eigenhändig um die Sache zu kümmern?

Zwischendrin gibt's Lokalkolorit und Kochrezepte, die alleine schon dafür sorgen, dass alle drei Bücher auf meiner Chiemgau-Souvenir-Liste stehen (in der Hoffnung, dass die Buchhandlungen dort die Bücher vorrätig haben, ansonsten bestelle ich sie hier).

Von Wilk charakterisiert seine Protagonisten sehr liebevoll und voller Spleens, beschreibt Absurditäten mit charmanter Beiläufigkeit, weiß Pointen zu setzen und brachte mich oft zum Lachen. Gleichzeitig ist die Handlung sehr spannend. Allerdings muss man kalauerfest sein. Ich bin es.

Bei mir setzte prompt der Suchfaktor ein. Ich las als nächsten den zweiten Band, "Chiemsee-Cowboys"*. Erst wird eine ehemalige Undercoveragentin ermordet, dann taucht ein italienischer Ex-Mafioso am Chiemsee auf, und zwei Wirte ertrinken auf mysteriöse Weise. Zuckerhahn, der alte Freund von der Münchner Kripo, bittet Stocker und Zeno um Hilfe. Schnell landen sie im Fadenkreuz diverser Gegenspieler, und zu allem Überfluss mischt auch noch ein ehemaliger BND-Mann das Spiel neu auf.

Ich machte einen kurzen Leseversuch mit den "Gschicht'n vom bayerischen Meer*", ebenfalls von Heinz von Wilk, aber die ersten Seiten rissen mich nicht vom Hocker, so dass ich das Buch erstmal virtuell zur Seite legte. Der Autor hat übrigens auch eine Homepage, auf der auch ein paar seiner Kochrezepte zu finden sind - ich fände ja ein ganzes Stocker-und-Zeno-Kochbuch viel schöner. Auf seiner Facebook-Seite gibt von Wilk auch einiges von sich preis.

Bis "Chiemsee-Jazz*", das erste Buch der Reihe, in der Onleihe verfügbar war, las ich "Der Komet von Palling*" von René Paul Niemann, mit dem dann auch der Lesemonat endete. Die Gemeinde Palling gibt es wirklich, und ich vermute, einige ihrer Bewohner dürften sich in dem Buch wiedererkennen könne.

Bauer Birnbaum findet auf seinem Feld in den Wurzeln einer alten Pallinger Linde wird einen merkwürdigen Stein: Er lässt Uhren stillstehen und stört das Handynetz. Ist er der endgültige Beweis für einen Meteoriteneinschlag im Chiemgau während der Keltenzeit? Viele wollen den "Kometen" für ihre Zwecke nutzen, und bald klebt das Blut eines Toten an dem Stein.

Die Kripo aus Traunstein tappt im Dunkeln, nur Bäuerin Maria Birnbaum beobachtet Seltsames. Vorsichtig beginnt sie nachzuforschen. Und dem ersten Mord folgt bald ein zweiter.

Die Handlung hatte gelegentliche Längen, aber gegen Ende zog das Erzähltempo merklich an, nahmen Handlung und Spannung Fahrt auf, was der Geschichte gut tat. insgesamt gefiel mir die Geschichte um den Bauern, der sich nicht von Akademikern vereinnahmen lassen will, obwohl das seine Existenz auf's Spiel stellt, und seine Frau sehr gut.

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