Montag, 19. September 2016

Rezension: "Reinkarnation ist nichts für Feiglinge" von Fredrik Brounéus


Wenn Bücher mit euphorischer Werbung bedacht werden, bin ich erst mal skeptisch. Das gilt auch für die Verlagsaussage zu diesem Buch: "Als hätten der Dalai Lama und Douglas Adams gemeinsame Sache gemacht!", die gerne noch durch die Aussage ergänzt wird, Brounéus schreibe wie Pratchett.

Nun, bis auf die ersten Seiten von "Eric*" habe ich von Pratchett noch nichts gelesen, aber Adams schätze ich sehr, und so musste ich mich vor Lesebeginn erstmal davon frei machen, dass Brounéus quasi der neue Adams ist, denn sonst hätte das Buch keine Chance bei mir gehabt.

Das war auch ganz gut so, denn "Reinkarnation ist nichts für Feiglinge*" ist so gar nicht mit einem der Bücher Douglas Adams'* vergleichbar. Wer Brounéus an Adams oder Pratchett misst, ist ziemlich sicher enttäuscht. Wer sich aber davon frei macht, wird durchaus Vergnügen an dem Buch haben.

Protagonist George Larson ist 18 Jahre alt und Schüler. Er lebt mit seinen Eltern und der (von ihm oft als nervig empfundenen kleinen Schwester) an der neuseeländischen Küste. George, in erster Linie mit seiner Freundin, dem Au-pair Kaisa, und der Kunst, einen guten Song zu schreiben, beschäftigt, erhält unerwarteten Besuch.

Sein Großvater, der eigentlich schon lange das Zeitliche gesegnet hat, steht vor der Tür. Seit der alte Herr tot ist, scheint er sichtlich aufgeblüht: Er raucht Kette und trinkt mehr Kaffee, als gesund sein kann. Und er hat eine Botschaft für George: Die Menschheit ist in großer Gefahr und George der Einzige, der dagegen etwas tun kann. Zunächst zögerlich, doch mit wachsendem Ehrgeiz stellt sich George seiner neuen Aufgabe und kratzt dabei an den großen Fragen der Menschheit – Was passiert wirklich, wenn wir tot sind? Was sind unsere wahren Ziele und wo geht die Reise hin? – und erhält durchaus erhellende Antworten: Auch Reinkarnation will geübt sein.

Es braucht ein wenig Nachdruck, bis George die Zeichen, die er erhält, nicht mehr ignoriert und sich ein wenig widerwillig aufmacht, um die Welt zu retten. Dabei begleiten ihn Opa, Kaisa und Tenzin, ein tibetischer Mönch. Die Reiseroute ist ein wenig unklar: Georgs muss mit Hilfe eines Passwortes einen Leuchtturm abschalten, das ist klar. Schaltet er den falschen Leuchtturm ab, ist er tot. Das Passwort kennt im Übrigen auch niemand, und dass der Leuchtturm so aussieht wie die gestriften Dinger an der Nordsee, erwartet doch bitte niemand im Ernst?!

Die Geschichte ist voller abstruser Wendungen, abgefahrener Ideen, Irrungen und Wirrungen und dabei auch noch liebevoll illustriert. Okay, ich musste mich manches Mal durchkämpfen, fand Brounéus eigentlich sehr flüssigen Stil gelegentlich etwas langatmig, aber das lag im Wesentlichen daran, dass ich das Buch zu einem Zeitpunkt las, als ich mich aus diversen Gründen nicht so wirklich darauf einlassen konnte.  Im Moment liest der Gatte, ausgewiesener Pratchett-Fan, "Reinkarnation für Feiglinge", und ich bin gespannt, wie es ihm gefällt.

Fazit: Wer fantastische Abenteuer mit abstrusen Wendungen mag und die Logik außer Acht lassen kann, wird an "Reinkarnation für Feiglinge" seinen Spaß haben.

Verlagsangaben zum Buch: Fredrik Brounéus / Reinkarnation ist nichts für Feiglinge / 352 Seiten / Verlag: btb / Taschenbuch / ISBN: 978-3-442-74833-4 / Preis: € 9,99 / Originaltitel: The Prince of Soul and The Lighthouse / Aus dem Englischen von Judith Schwaab / Deutsche Erstausgabe

Hier geht's zur Leseprobe. Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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