Dienstag, 1. August 2017

Impressionen aus Vestervig (Dänemark): Der Ort

Als ich ein Ferienhaus für den Juni-Urlaub suchte, war mir klar, dass es nicht nach Holmsland Klit geht. Ich wollte einfach mal eine andere Landschaft sehen. Dem Gatten gefiel die Idee, mal woanders zu urlauben, erst gar nicht, aber dann war er doch schnell von der Gegend rund um Vestervig am Limfjord begeistert.

Die Landschaft ist vom steten Westwind geprägt. Diese beiden Bäume faszinierten uns besonders. 
Unser Ferienhaus stand in Kærgården, einer kleinen Ansiedlung direkt am Limfjord, etwa einen Kilometer von Vestervig entfernt. Ein Fußweg führt durch Felder entlang eisenzeitlicher Grabhügel mitten ins Dorf, wo es mit Kaufmann und Geldautomaten alles für den täglichen Bedarf gibt. Leider gibt es hier keine Touristeninformation - die fehlte mir, denn ich gehöre zu den Menschen, die sie sehr gerne nutzen, auch in Zeiten des Internetzes.

Zu den windschiefen Bäumen gehört eine stabile Scheune.
Wie bedeutend Vestervig einst war, lässt sich heute kaum noch erahnen, und noch zu Beginn dieses Jahrhunderts stand das Dorf quasi vor dem Aus: Immer mehr Menschen wanderten ab, es gab keine Einzelhändler mehr, keine Bäcker oder Molkereien, keine Bank oder Post, keine Bücherei, weder Krankenhaus noch Apotheke.

Kaum zu glauben, dass hier einst das Leben pulsierte: Von den vielen Geschäften, die früher an Vestervigs Hauptstraße waren, ist heute kaum noch etwas zu erahnen.
Heute leben etwa 700 Menschen in Vestervig. Sie machen sich viele Gedanken, wie sie das Örtchen lebenswert gestalten können. 2013 schließlich wurde Vestervig mit dem Titel "Dorf des Jahres" ausgezeichnet.

Das sind nicht nur Wolken am Horizont, das ist auch der Limfjord.
Es gelang in den letzten Jahren, Gewerbe und Gewerke anzusiedeln, Häuser wurden renoviert, im Thinghuset, dem einstigen Gericht, leben Künstler, die Workshops anbieten, gibt es eine kleine Ausstellung zur Rechtsgeschichte im früheren Gerichtssaal und den Gefängniszellen.

Klosterpark (mit den Schloten des Heizkraftwerks).
Außerdem gibt es einen gut sortierten Supermarkt, der auch die Aufgaben von Post, Apotheke und Bäcker übernimmt (und direkt gegenüber gibt es einen Geldautomaten). Durch die Kirchenmusikschule kommen viele Musiker in den kleinen Ort, so dass es immer wieder Konzerte gibt. Und seit April diesen Jahres gibt es auch eine Genbrugsbutik, den in Dänemark so beliebten Gebrauchtwarenladen.

Im Klosterpark. Ich vermute, mit der Tafel werden Pétanquespielstände festgehalten.
Vestervig wird auch durch Kleinigkeiten liebenswert: So gibt es Klosterparken, einen Park mit Bolz- und Pétanqueplatz, Natur-Spielplatz, Eislauf- und Rodelbahn, Freilichtbühne, Teich und Bachlauf, der an eine Streuobstwiese mit Schafen grenzt. Überall sind Bänke aufgestellt, worüber sich alte Frauen wie ich sehr freuen.

Einer der Kaffeepausenplätze an der Klostergade, hier auf einem unbebauten Grundstück zwischen zwei Häusern.
Mehr noch: Es gibt entlang der Klostergade, der Hauptstraße, Tische und Bänke für Fußgänger und Radfahrer, die dazu auffordern, hier eine Kaffeepause zu machen (vorausgesetzt, man hat Proviant dabei). Man kann also kommod von Kærgården aus durch den Ort zur Kirche und wieder zurück laufen oder mit dem Rad fahren.

Plötzlich stand ein ganz junges Rehkitz vor uns auf der Straße. Wir warteten, bis es wieder Schutz gefunden hatte und hoffen, die Mutter hörte sein Rufen.
Zu den liebenswerten Kleinigkeiten gehören auch die vielen Verkaufsstände mit Honig, Marmelade, Obst, Gemüse und Kartoffeln an den Straßen. Da haben wir auch gerne eingekauft, und ich freue mich immer noch jedes Wochenende, wenn es Honig aus Thy zum Frühstück gibt.

Sonnenuntergang vor dem Ferienhaus.
Dieser Beitrag geht zu "Mein Freund, der Baum" und zur Urlaubs-Linkparty.

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