Donnerstag, 5. Oktober 2017

#WMDEDGT 10/17

Jeden Monat am 5. fragt Frau Brüllen "Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?", kurz WMDEDGT?

Ich bin seit Mitte September mal wieder im Vertretungsdienst. Bis Mitte Januar werde ich nur tageweise an meinem eigentlichen Arbeitsplatz sein (mit Glück ist der November vertretungsfrei, aber das sehe ich noch nicht). Stattdessen vertrete ich entweder Kollegin I oder Kollegin II oder auch beide. Aber wenn ich, wie aktuell, Kollegin II vertrete, entlastet mich Kollegin I. Das ist schön. Mit ihr arbeite ich gerne zusammen.

Heute habe ich Frühdienst, muss eine Stunde früher los als sonst. Ich überhöre zwei Wecker, registriere zum Glück aber, dass der Radiowecker ausgeht und realisiere, dass ich nicht liegenbleiben darf. Auch, wenn ich spät dran bin, nehme ich mir die Zeit für einen Kaffee und bestätige per Mail ein Vorstellungsgespräch in der kommenden Woche. Zudem habe ich vor zwei Wochen endlich offiziell um meine Versetzung ersuchen können (daran arbeite ich ja schon seit Ende März). Das geht jetzt also alles seinen Gang.

Der Gatte wacht auf, als ich in der Haustür stehe. Er ist gerade krankgeschrieben, hat eine hartnäckige Bronchitis. Wir sprechen kurz darüber, wie's ihm geht, was bei ihm anliegt, dann fahre ich los.

Ich habe Glück und komme gut durch den Verkehr, denn im Laufe des Morgens sorgen ein Wasserrohrbruch, ein querstehender Lkw und eine überspülte Autobahnauffahrt für Verkehrschaos. Hinzu kommt die fast schon obligatorische S-Bahn-Weichenstörung. Heißt unterm Strich: Unsere frühen Termine beginnen verspätet, weil kaum einer pünktlich da ist.

Ruhig ist der Vormittag nicht, das Telefon klingelt schon vier Minuten nach Dienstbeginn. In meinem eigentlichen Job habe ich die erste Stunde normalerweise meine Ruhe und komme meiner Pflicht, der täglichen Zeitungslektüre, nach. Das geht im Vertretungsdienst nicht. Wenigstens sind Chefs und Blaumänner beschäftigt, so dass mir nicht noch von allen Seiten eilige Aufträge um die Ohren fliegen.

Der Tag ist gefüllt mit klassischen Sekretariatstätigkeiten. Ich bin froh, dass ich mit Kollegin I zusammenarbeite - mit ihr verstehe ich mich besser als mit Kollegin II. Die vertrete ich gerade, und trotz Mediation und Vertretungsleitfaden weiß ich, dass ich keine Chance habe, meine Arbeit auch nur ansatzweise richtig zu machen. Dementsprechend ist mir schlecht, mag ich weder essen noch trinken. Vertretungsdienste sind gut für die Figur.

Gegen halb drei kommt der Pförtner vorbei und guckt, ob wegen des Sturms alle Fenster geschlossen sind. Wir sind verdutzt. Welcher Sturm? Das Büro, in dem ich gerade arbeite, geht zu einem Innenhof. Da ist es windstill, ist der Himmel strahlend blau, scheint die Sonne. Was draußen los ist, ahnen wir, als die erste Anrufer melden, sie kämen verspätet zum Termin, da keine U-Bahnen mehr fahren, und die ersten Meldungen von Sturmschäden an unseren diversen Gebäuden ankommen.

Unwetter? Wassen für'n Unwetter? Kaum zu glauben, dass rund um das Büro ein Orkan tobt. Zum Innenhof hin ist nichts davon zu merken.
Wir checken die Medien, und schnell ist klar, dass ein regulärer Feierabend für mich keinen Sinn macht, da ich gar nicht nach Hause käme. Die S-Bahn fährt nicht, und die Busse haben ebenfalls wegen umgestürzter Bäume Probleme, sind zudem überfüllt. Wenn die Busse nicht durchkommen, komme ich mit dem Auto auch nicht durch, klar.

Fahrer II kommt von einem Termin und meldet, auf den Straßen geht nichts mehr, weil viele Bäume umgestürzt und die Ausweichstrecken überlastet seien. Zum Glück muss heute niemand nach Berlin, sind alle Termine in Hamburg, denn inzwischen ist der Bahnverkehr eingestellt.

In der nächsten Stunde kommen zwar Meldungen rein, dass U- und S-Bahnstrecken wieder teilweise befahrbar sind, aber die S1 Richtung Wedel bleibt dicht. Ich hätte jetzt zwar Feierabend, biete aber Kollegin I an, länger zu bleiben, um sie mitzunehmen, denn sie wohnt nur 10 Fahrminuten von mir entfernt. Sie will dafür eine Stunde früher gehen, nur sind die Chefs, mit denen wir das absprechen müssen, in Sitzungen. Als die zu Ende sind, ist es weit nach 18 Uhr.

Kollegin I bespricht mit der Chefin, dass sie am nächsten Tag meinen Frühdienst macht, da ich inzwischen seit 10 Stunden ohne Pause im Büro bin, und wir machen uns auf den Weg. Wir brauchen knapp zwei Stunden von Hammerbrook bis Iserbrook, sitzen aber warm und trocken.

Kollegin I ruft zwischendrin noch meinen Mann an, denn ich vergaß total, ihm zu sagen, dass ich später komme. Er machte sich schon sorgen, da er hörte, dass eine Frau in einem Opel von einem Baum erschlagen wurde. Er weiß zwar, dass ich nachmittags nicht in Horn unterwegs war, aber so'n Tagesablauf kann sich ja auch mal spontan ändern. 

Bei uns hat der Sturm noch nicht mal die leere Gießkanne umgeworfen, aber an der Querstraße sind dicke Äste heruntergekommen - direkt neben der Bushaltestelle.

Ich werfe die Büroklamotten ab, schlüpfe in bequeme Kleidung, falle auf's Sofa und rufe Mudderns an, um zu hören, wie sie das Unwetter überstand. Bei ihr ist Gott sei Dank auch alles in Ordnung.

Der Gatte serviert Klopse, grüne Bohnen mit Kräuter-Bernaise und Kartoffeln zu Abendessen. Ich stricke noch lange, denn am nächsten Tag kann ich ja länger schlafen. Vorm Einschlafen lese ich noch ein bisschen, aktuell "Agatha Raisin und die tote Urlauberin*".

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