Montag, 1. Januar 2018

Ausgelesen: Bücher im November und Dezember 2017

Momentan fühle ich mich am Wohlsten auf dem Sofa mit meinem Strickzeug, und da immer irgendwas im Fernsehen läuft, was ich zumindest mit einem Auge sehen mag, kommen noch nicht mal Hörbücher zum Einsatz. Dementsprechend las ich im November wenig.

Ab Dezember wurde es dann wieder mehr, denn durch den neuen Job verbringe ich jeden Tag zwei Stunden in Bus und Bahn - mit Glück sitzend, so dass ich lesen kann. Und wie meistens lese ich Krimis. Bei denen kann ich am Besten entspannen.

Ich startete dramatisch, nämlich mit "Denn mir entkommst du nicht*" von Christine Drews. Es ist der vierte Fall des Ermittler-Duos Charlotte Schneidmann und Peter Käfer, und ganz sicher der dramatischste.

Aber von Anfang an: Am beliebten Aasee in Münster wird eine Frauenleiche gefunden. Die Tote wurde regelrecht ausgeweidet, ihre Weiblichkeit verhöhnt - ein zutiefst gestörter Sexualmörder? Erste Spuren scheinen das zu bestätigen, sie führen die Kommissare Schneidmann und Käfer in das Rotlichtmilieu der Bischofsstadt. Doch ein Detail lässt besonders Charlotte Schneidmann nicht los: Die Frau war kurz vor ihrem Tod schwanger. Geht es hier wirklich um einen klassischen Prostituiertenmord? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter?

Drews erzählt wie bei den Bänden davor flüssig und spannend. Gleichzeitig ist das Buch in sich abgeschlossen, so dass es kein Problem ist, erst mit diesem Band in die Reihe einzusteigen. Die Handlung lässt keine Langeweile aufkommen und ist nichts für zarte Gemüter, sondern sehr blutig. Schneidmann setzt sich als Köder ein, gerät prompt ins Visier des Killers und - Achtung, Spoiler - angesichts des Endes ist eine Fortsetzung der Reihe eher unwahrscheinlich.

Von Münster ging's nach Wien: Ich schaffte es endlich mal zeitnah, den aktuellen Sarah-Pauli-Krimi "Die Prater-Morde*" von Beate Maxian zu lesen. Im Mittelpunkt steht die Fotografin Lucie Viktor. Auf einem ihrer Streifzüge durch den Prater beobachtet sie ein Gespräch zwischen einem bekannten Wiener Geschäftsmann und einer Obdachlosen. Kurz darauf versucht man, sie zum Schweigen zu bringen.

Unterdessen schreibt Pauli an einer Reportage zum bevorstehenden Prater-Jubiläum. Dabei entdeckt sie ein erschütterndes Muster: Bereits drei Obdachlose starben unweit des Riesenrads einen qualvollen und einsamen Tod. Sie will herausfinden, was wirklich geschah, und stößt auf Lucies Schicksal. Doch wie gefährlich der Fall ist, merkt sie erst, als es fast zu spät ist.

Ich bin ja Fan der Sarah-Pauli-Reihe und fand auch diesen Band wie gewohnt spannend, trotz einiger Längen.

"Heimatherz*" von Nicola Förg führte mich an den Lech, in den Pfaffenwinkel. Im Mittelpunkt steht der Weinheimer Kommissar Gerhard Weinzierl, der wegen des Todes einer Gestalterin für Erwachsenen-Malbücher ermittelt. Bei Amazon bemängelten die Rezensenten dieses Bandes, er sei zu Heimatkundelastig und dann thematisiere Förg auch noch Flucht und Vertreibung - wie könne sie nur!

Für mich allerdings war gerade die Heimatkunde sehr spannend. Eine große Rolle spielt der Forggensee, ein Stausee, für den 1954 der Weiler Forggen überflutet wurde. Die ursprünglichen Bewohner wurden umgesiedelt, gegen ihren Willen. Die Baumaterialien einiger ihrer oft jahrhundertealten Häuser wurden Heimatvertriebenen zur Verfügung gestellt, damit sie sich selbst Häuser bauen konnten. Reste der einst stattlichen Höfe sind bis heute auf dem Grund des Stausees.

Mir machte der Krimi großen Spaß - Leseempfehlung!


Dem Eifler Herbie Feldmann begegnete ich im Krimi "Abendlied*" von Ralf Kramp. Herbie lebt von Gelegenheitsjobs und den Zuwendungen seiner Tante. Sein ständiger Begleiter ist Julius, den nur er sieht. "Abendlied" ist der siebte Band der Reihe, gleichzeitig der erste, den ich las.

Da der in die Jahre gekommene Eifeler Schlagersänger Teddy Marco sich für eine Weile von seiner Fahrerlaubnis verabschieden muss, bietet Herbie Feldmann sich kurzerhand als Chauffeur an. Dummerweise steht ihm gerade kein anderer fahrbarer Untersatz zur Verfügung als ein schrottreifes altes Wohnmobil. Das allerdings stört den abgehalfterten Showstar nicht im Mindesten, denn er hat nicht nur keinen Führerschein mehr und kein Auto, sondern darüber hinaus auch keine Bleibe.

Unter der Begleitung von unablässigem Gitarrengeschrammel kurven die beiden also durch die Eifel, von Auftritt zu Auftritt, von Schützenfest zu Dorfkirmes – sehr zum Amüsement von Herbies ständigem Begleiter Julius, der immer dann bei bester Laune ist, wenn Herbie leidet.
Dass Teddy Marco ein dunkles Geheimnis hütet, dämmert Herbie erst nach einem Auftritt im Outlet-Center von Bad Münstereifel. In einem der zahlreichen Schaufenster bietet sich den Passanten am Morgen ein bizarres Bild: Zwischen kühlen Schaufensterpuppen sitzt eine ebenso kalte Leiche.

Kramp schreibt spannend und humorvoll. Sicher werde ich noch weitere Bücher von ihm lesen.

Mit den folgenden fünf Krimis blieb ich in Schleswig-Holstein, an Nord- und Ostsee. Großen Spaß machte mir "Das Flüstern im Watt*" von Gerd Kramer, weil einer der Protagonisten ein hochsensibles Gehör hat und damit entscheidend zur Aufklärung einer Entführungsserie beiträgt. Wie der Musiker Leon Gerber Töne wahrnimmt (und wie Kramer es beschreibt), ist sehr interessant zu lesen.

Ich hoffe Kramer, der eigentlich Physiker ist, veröffentlicht noch mehr Krimis (und seine Sachbücher / Science fiction merke ich mir für einen Dänemark-Urlaub vor, wenn mein Kopf einigermaßen aufnahmefähig ist).

"Nebelmeer*" von Jobst Schlennstedt ist, soweit ich mich erinnere, das erste Buch mit dem Ermittler Birger Andersen, das ich las. Aber die Geschichte ist ins ich abgeschlossen, es gibt Rückblenden, um die persönlichen Befindlichkeiten zu verstehen, also fiel es nicht weiter auf, dass ich die anderen Bände nicht kenne.

In den Dünen am Priwallstrand wird eine bereits skelettierte weibliche Leiche gefunden. Niemand weiß, wer die Frau ist. Fest steht nur, dass sie Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Der Fall scheint Parallelen zu einem sechs Jahre alten ungeklärten Leichenfund im Schellbruch aufzuweisen, den Andresen als Leiter der X-Einheit auf dem Schreibtisch liegen hat. Als ein weiterer Mord geschieht, fügen sich die Puzzleteile allmählich zusammen. Der Horror, der sich ihm offenbart, bringt Andresen an seine Grenzen. Schlennstedt beschreibt ein bedrückendes, grausames Szenario, dem sich auch der Leser kaum entziehen kann.

Bedrückend ist auch das Szenario in "Ostseefeuer*" - zumindest empfinde ich Dörfer in der (in diesem Falle Schleswig-holsteinischen) Einöde, in denen die Zeit von dreißig Jahren stehengeblieben ist, immer so. Der Pastor eines Ostseedorfes wird tot in der Sakristei aufgefunden - ermordet. Kommissarin Pia Korittki und ihr Team vom K1 in Lübeck übernehmen die Ermittlungen. Doch der Fall gestaltet sich schwierig, denn der Pastor scheint keine Feinde gehabt zu haben.

Erst als ein zweiter Mord geschieht, beginnen die Fassaden zu bröckeln. Pia, die privat um das Sorgerecht für ihren Sohn Felix fürchten muss, kämpft plötzlich an allen Fronten. Denn im Dorf beginnt ein alter Aberglaube wieder aufzuleben: Es heißt, der Tod holt immer drei ...

Die Krimis von Eva Almstädt sind für mich eine sichere Bank. Da ist auch der zehnte Band der Pia-Korritki-Reihe keine Ausnahme.

Mit "Blaues Gift*" sprang ich zu den Anfängen der Korritki-Reihe zurück, es ist nämlich der dritte Band. Aber die Bände sind ja in sich abgeschlossen, so dass sie nicht chronologisch gelesen werden müssen. Korritki beschäftigt eine Leiche, die am Ostseestrand gefunden wird. Todesursache ist Aconitin, ein seltenes Gift.Gleichzeitig kümmert sich Korritki um ihre Nichte, denn ihre Schwägerin ist verschwunden. Als ein weiterer Mordanschlag mit Aconitin verübt wird, führt die Spur zu einem lange verdrängten Familiengeheimnis - und zu einem alten, ungesühnten Verbrechen.

Da ich ausnahmsweise mal mehrere Bände von Almstädt in der Onleihe ergattern konnte, folgte im Anschluss "Düsterbruch*", der siebte Band, benannt nach dem Dorf, in dem das Buch spielt. Eine Bäuerin verübte einen Selbstmord - oder war es doch ein Mord? In Düsterbruch jedenfalls sind Familien und Nachbarn noch füreinander da - auch, wenn's darum geht, Familientragödien unter den Teppich zu kehren. Pia, inzwischen alleinerziehend, in Teilzeit und mehr oder weniger verliebt, muss erkennen, dass die Menschen in Düsterbruch eine verschworene Gemeinschaft bilden - auch und erst recht im Falle eines Verbrechens ...

Ich sollte die Korritki-Reihe wirklich mal nacheinander lesen.

* Affiliate links

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Kommentare von Corona-Leugner, Quer- und anderen Nicht-Denkern, Wahnwichteln, Das-ist-doch-nur-ne-Grippe-Schwurblern, Wir-haben-genug-freie-Intensivbetten-Rufern und ähnlichen Düffeldaffeln werden gelöscht.