Mittwoch, 7. Juni 2017

Rezension: "Die Kunst, Elch-Urin frisch zu halten" von Rochus Hahn

Student Tim und Lebenskünstler Bullwinkel, beide in ihren Zwanzigern, haben einfach kein Glück bei Frauen – und sie hatten noch niemals Sex. Auf einer Party begegnen sie zwei Stewardessen, die sich für exotische Drogen interessieren. Und für Männer, die den Stoff anbieten.

Die beste Droge der Welt, so finden die Jungmänner heraus, ist Urin von einem Elch, der psychogene Pilze gefressen hat. In der Hoffnung, mittels dieses Zaubersaftes endlich zum ersehnten Sex zu kommen, fliegen Tim und Bullwinkel nach Finnland, um auf eine Elchjagd der besonderen Art zu gehen. Aber wie so vieles im Leben der beiden verläuft nichts wie geplant ...

Der in Frankfurt lebende Mitfünfziger Rochus Hahn legt mit "Die Kunst, Elch-Urin frisch zu halten*" seinen ersten Roman vor. Bislang arbeitete er überwiegend als Drehbuchautor. Er schreibt bildhaft, flüssig und unterhaltsam, scheut auch vor drastischer Sprache nicht zurück, was gerade bei Sodomie-Szenen für manche Leser unerträglich sein kann. Gerade Bullwinkels Gedanken kreisen nicht um Blümchensex.. Damit muss ein Leser umgehen können - oder eben ein anderes Buch wählen. Hier wäre ein Hinweis auf dem Klappentext vielleicht hilfreich.

Die Handlung ist abgedreht, absurd, voller unerwarteter Wendungen, ließ mich teilweise an die Brettschneider-Trilogie von Lars Simon* denken. Es macht Spaß, den so unterschiedlichen Charakteren Tim und Bullwinkel auf ihrer abenteuerlichen Reise von Frankfurt nach Finnland und wieder zurück zu folgen, gerade, weil Hahn es wunderbar beherrscht, Kopfkino zu erzeugen. Einige Szenen, beispielsweise, wie der Elch dazu gebracht wird, nach dem Genuss psychogener Pilze sich seinen Urin abnehmen zu lassen, sind einfach zum Schreien komisch.

Was mich dann aber schließlich ärgerte, war der Schluss, denn der war einfach schlampig. Verraten sei, dass beide Jungs ihre Traumfrauen finden, allerdings nicht unbedingt so, wie gesucht. Wie sie die Damen finden und erobern, wirkt auf mich phasenweise so, als wollte Hahn nach über 400 Seiten nun endlich langsam mal zum Schluss kommen - und der Lektor wohl auch, denn bei dem Treffen von Tim mit seiner Traumfrau gerieten Uhrzeiten und Wochentage kräftig durcheinander. Das fand ich schade.

Fazit: Wer vor teilweise schon recht drastisch geschilderten Sex-Fantasien nicht zurückschreckt, wird diese absurde Coming-of-Age-Geschichte sicher gerne lesen.

Verlagsangaben zum Buch: Rochus Hahn / Die Kunst, Elch-Urin frisch zu halten / Roman / 448 Seiten / € 9,99 / Taschenbuch / ISBN: 978-3-442-48449-2 / Goldmann Verlag

Hier geht's zur Leseprobe. Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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